Einleitung  Römerzeit  Mittelalter      Die Großen Herzöge:  1. Aufstieg  2. Höhepunkt  3. Niedergang 





Kleine Geschichte Burgunds


Einleitung

Sinn dieser Einführung ist es, einen kleinen Überblick über die Geschichte Burgunds für Interessierte zu geben. Für eine detaillierte Geschichte Burgunds, die sicherlich den Umfang eines sehr dicken Buches annehmen würde, ist das WWW meines Erachtens nicht der richtige Platz, das können die Printmedien - wie manches andere auch - deutlich besser. Ein gutes Buch zur gesamten Geschichte Burgunds ist mir nicht bekannt, ich bezweifle auch, daß es dies in deutscher Sprache gibt. Leicht ist, Literatur zu den "Großen Herzögen" von Burgund zu finden, etwas schwieriger wird es schon mit den weniger populären Zeitspannen, aber insgesamt wird jede Geschichtsseminar- oder Universitätsbibliothek ausreichend Material aufzuweisen haben.

Römerzeit

Die Römer haben vielfältige Spuren in Burgund hinterlassen. Cäsars Eroberung Galliens begann und endete hier. Die größten Teile des heutigen Burgund wurden damals von dem keltischen Stamm der Häduer bewohnt, die sich, wie auch die östlich von ihnen wohnenden Sequaner im Zwist mit den Helvetiern und den germanischen Sueben befanden. Die Helvetier zogen, dem Druck der germanischen Stämme und der Römer ausweichend, durch das schon römische Südgallien, um sich neue Siedlungsgebiete in Westgallien zu suchen. Dies nahm Cäsar zum Anlaß, seine Eroberung zu beginnen. Bei Bibracte, dem heutigen Mont Beuvray im südlichen Morvan, schlug er die Helvetier, dann auch die Sueben im Oberelsaß. Bald schon war er eine Art Schutzherr der noch freien Kelten bis hinauf in den Norden zu den Belgiern. Allerdings war dies keine sichere Herrschaft, immer wieder wehrten sich die Kelten gegen die zunehmende Unterdrückung. Im Jahre 52 konnte der Averner Vercingetorix noch einmal große Teile der Kelten vereinen und Cäsar in einer Schlacht sogar eine empfindliche Schlappe zufügen. Kurze Zeit später aber wurde Vercingetorix mit seinen Truppen bei Alesia (wahrscheinlich Alise-Sainte-Reine) von Cäsar eingeschlossen und mußte kapitulieren. Zwei Jahre später war Gallien fast völlig befriedet unter römischer Herrschaft und blieb dies bis zum Zerfall des römischen Imperiums. Autun wurde als Augustodunum unter Augustus zum Hauptort des nordöstlichen Galliens, wovon auch noch die - allerdings eher kläglichen - Reste des einst größten Amphitheaters ganz Galliens zeugen.

Bis zum Zerfall des (west-)römischen Reiches durch seine eigene innere Schwäche und den Ansturm vor allem germanischer Stämme, die wiederum dem Druck der Hunnen aus dem Osten wichen, blieb Gallien und darin auch das Gebiet des heutigen Burgund eine treue und immer mehr romanisierte Provinz des Imperiums. Zu Beginn des fünften Jahrhunderts war die Geschichte Westroms und somit auch Galliens ein einziges Hin und Her von Eroberungen und Rückeroberungen zwischen den Resten des weströmischen Staates, dem noch mächtigen Ostrom, den Goten, einzelnen germanischen Stämmen und immer wieder auch als Kaiser auftretenden Ursupatoren.
Immer noch unter der formalen Oberhoheit Roms (wenn auch mittlerweile Ravenna Sitz des Kaisers geworden war) bildeten sich selbst in dem recht eng verbundenen Gallien immer stärker regionale Herrschaften heraus.

436/7 war der Feldherr Aetius eigentlicher Herrscher der Reste des weströmischen Reiches, die nur noch Italien und Gallien ausmachten. Zu dieser Zeit versuchten die germanischen Burgunder (die ihre Wohnsitze in der Gegend von Worms am Rhein hatten) sich in Ostgallien, insbesondere dem heutigen unteren Lothringen festzusetzen, in der Absicht die Schwäche des Reiches und die dauernden Aufstände gegen Aetius für sich auszunutzen. Mit der Hilfe des Hunnenkönigs Attila konnte Aetius den Burgundern aber eine empfindliche Niederlage zufügen, das Gemetzel findet seinen Widerhall in der Nibelungensage. Die Reste des Stammes wurden dann als "Verbündete" in das Gebiet von Savoyen umgesiedelt. Hier konnten sie in all den Unruhen ihr Gebiet recht bald erweitern, so daß es, im Kern zwar der heutigen Region entsprechend, sowohl im Süden (weit über Lyon hinaus) als auch im Osten (die heutige Franche-Comté umfassend) um einiges darüber hinausging.
Zusammen mit den Westgoten vertrieben sie die Reste der weströmischen Staatsgewalt aus Gallien. Anfang des 6. Jahrhunderts waren sie eine der wichtigsten Mächte in Gallien und der Ostgote Theoderich, der damals die größte westeuropäische Macht darstellte, bezog sie in seine Heiratspolitik - mit der er versuchte ein Gleichgewicht zwischen den Westgoten, den Burgundern, dem in römischer Tradition stehenden Syagrius in Zentralgallien und den immer mächtiger werdenden Franken im Norden herzustellen - mit ein. Trotzdem verbanden sich die Burgunder mit den Franken (die kurz zuvor das Reich des Syagrius vernichtet hatten) und besiegten die Westgoten. Einen kurz darauf anstehenden Machtkampf zwischen den beiden Germanenstämmen selbst konnte Theoderich allerdings verhindern.
Die herausragende Machtstellung der Franken in Gallien und einigen Teilen Germaniens war damit aber besiegelt.


Das frühe und hohe Mittelalter

Die Franken beherrschten unter der Führung Chlodwigs bald weite Teile Galliens. Auch als Chlodwig 511 starb und sein Reich unter seinen vier Söhnen geteilt wurde, wurde die expansive Außenpolitik fortgesetzt. Bald geriet auch das Burgunderreich in das Visier der Frankenkönige und 534 wurde es vollkommen unterworfen und zwischen dreien der Söhne Chlodwigs aufgeteilt. Mit der Zeit wurde Burgund immer stärker in das Frankenreich hineingezwungen. Als wichtiges Teilreich spielte es zwar immer wieder eine bedeutende Rolle, aber nicht eigenständig, sondern immer nur unter einem der zänkischen Frankenkönige und Fürsten, zu dessen Herrschaftsgebiet Burgund gerade gehörte. Im Jahr 843 schließlich wird Burgund geteilt, die Grundlage für die auch heute noch gültige Teilung in das eigentliche Burgund und die Franche-Comté. Im Zuge der Erbaufteilung nach dem Tode Karls des Großen fällt das Gebiet östlich der Saône an das Mittelreich Lothars I., der westliche Teil an das Westfrankenreich Karls des Kahlen, dem Vorläufer des französischen Königreiches.

Die nächste größere Rolle Burgunds in der Geschichte soll hier nur am Rande erwähnt sein, denn sie hat auch nur am Rande mit dem Gebiet zu tun, daß wir heute als Burgund kennen. Ende des neunten Jahrhunderts entsteht mit Hochburgund (in etwa die heutige Franche-Comté) und Niederburgund (die Provence) das Königreich Arelat, Hochburgund wird dabei zur Grafschaft Burgund.
Im Westfrankenreich, das langsam nur noch Frankreich heißen kann, wird Burgund - die heutige Region Burgund - zum Lehnsherzogtum. Unter der Herrschaft der Kapetinger wird Burgund zum Mittelpunkt des westlichen Christentums. Klöster wie Cluny, Citeaux und Fontenay erwerben riesigen Reichtum, sind Zentren des Kulturlebens und des Kirchenlebens, ihre Äbte stehen oft den Päpsten an Macht und Einfluß kaum nach.
Das Königreich Arelat geht 1033 an das Deutsche Reich und der deutsche Kaiser wird Oberherr der Grafschaft Burgund.



weiter Burgundforum